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  • AutorenbildRobert Zerbst

"STERNE" Dreharbeiten - hinterließen sie ein Trauma?

Aktualisiert: 24. Juli 2020

Die Schauspieler sind angereist, das Set ist vorbereitet, die letzten Absprachen sind getroffen, die Requisiten sind aufgestellt und das Wetter ist perfekt. Die Dreharbeiten können am 14. August 2019 planmäßig starten. 13 Tage lang wird gedreht. Es ist kaum zu fassen, als es beginnt und noch weniger, als es zu Ende ist.


Denn die Vorbereitungen waren überaus aufwendig und nervenaufreibend. Ein Historien-Drama will gut vorbereitet sein - wie ein jedes andere Projekt auch.


Dreharbeiten "Ein Einblick in ein Trauma"
Till Gringmuth, Theresa Wagner, Robert Zerbst, Simon Carl Köber, Leopold Modrakowski & Julius Zimmermann am Set

KONZEPT & DREHBUCH


Über die Idee des Projektes sprachen wir, Jonas Bartel und ich, zum ersten Mal im Februar 2019. An diesem Abend prämierten wir das neue Musikvideo "Rauch" der Band Only Y (Jonas Bartel, Julius Zimmermann, Till Gringmuth & Leopold Modrakowski).


Die Idee war simpel: Ein Musikvideo für den Song "Sterne", welches gleichzeitig ein Kurzfilm und ein Musikvideo sein soll. Um es kurz zu fassen: nach Beendigung des Schnitts für das Musikvideo "Sterne" entschied ich mich dafür, noch eine Kurzfilm-Fassung mit dem Titel "Ein Einblick in ein Trauma" zu schneiden.



Über mehrere Wochen hinweg schrieb ich verschiedenste Skripte. Eines nach dem anderen verwarf ich. Dann hatte ich drei kleine, in sich geschlossene Geschichten, die ich dann zu einem großen Drehbuch zusammenfügte.


Ich verwarf es und begann von neuem. Die Idee der anachronistischen Erzählung blieb bestehen. Hinzu kam das Paradoxe in den Szenen, die historische Zeiteinordnung des Geschehens sowie das Ziel, nur auf der Ebene der Emotionen zu arbeiten.




STORYBOARD & LOCATIONSCOUT


Nach der Beendigung des Drehbuches "Sterne" begann ein weiterer spannender Teil: das Storyboarding (Bildzeichungen) und Locationscouting. Über viele Besprechungen und Sitzungen mit Jonas Bartel im Freien sowie im Büro zeichnete ich das Storyboard. Zum Schluss bestand es aus etwa 52 Zeichnungen, was bedeutete, dass wir auch etwa 52 Einstellungen zu drehen hatten.


Das Locationscouting war ebenso spannend wie anstrengend. Es bedeutete, das in der "Natur" zu finden, was ich gezeichnet und beschrieben hatte. Sowohl die Wege, als auch die Baumgruppen, die Felder, die Wälder und den Hof.




Bei der Location des Hofes hatte ich die größten Bedenken, denn es war nicht leicht, einen passenden zu finden - dachte ich. Doch Jonas Bartel (Bandsänger Only Y) kannte zum Glück jemanden, der Zugang zu einem solchen Hof hatte. Wir fuhren hin, waren begeistert von der Schönheit des Hofes und seiner Ruhe, entschlossen uns für ihn, fanden die restlichen Drehorte im Umfeld und waren glücklich ...



... bis ich daran dachte, dass die Fahrtkosten bei der Entfernung teuer werden würden. Dank Herrn Stein, Inhaber der Panorama Apotheke Dresden, konnten wir die Fahrtkosten decken. An dieser Stelle möchte ich Ihnen meinen Dank für Ihre Unterstützung ausschreiben: "Danke, Danke, Danke".



CREW & CASTING


Die Zeit war gekommen: Crew- & Casting-Aufrufe. Wobei eher: Casting-Anzeigen auf Facebook posten und in Dresden aushängen & herumfragen. Die Besetzung der Crew war wegen des kleinen Budgets eine Herausforderung, aber zum Schluss konnten wir mit einem fantastischen Team zusammenarbeiten.


Eine Person, die ich hier ganz besonders erwähnen möchte, ist Tina Henkel (Leipzig), denn ohne sie wäre das Material nicht so geworden, wie es geworden ist.

Die in Halle an der Oper ausgebildete Maskenbildnerin und gute Freundin hat einen großartigen Job geleistet. Als Masken-, Friseur- und Kostüm-Beauftragte am Set. Sie half mir bei den Recherchen im Voraus und schließlich auch beim Einkauf: ein tagelanger Trödel durch Second-Hand-Geschäfte Dresdens - natürlich bis kurz vor Beginn der Dreharbeiten.


Tina Henkel | Foto: Franz Gaitzsch

Das Casting verlief etwas schleppend: kaum Interesse an den Rollen und einige schrieben mir aus der Schweiz. Doch ich hatte Glückstreffer: Simon Carl Köber (Dresden), Mia Maria Müller (Leipzig), Jennifer Toman (Hamburg) & Regina Felber (Dresden).


Es war fantastisch mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sowohl auf menschlicher Ebene als auch im kreativen Austausch war es ein harmonisches Miteinander. Gute Vorschläge, konzentriertes Arbeiten und vor allem: glaubhaftes Schauspiel.

Absprachen mit Simon Carl Köber und Statisten
Robert Zerbst, Till Gringmuth | Foto: Franz Gaitzsch

DREHARBEITEN

Was ich mir für das Set wünschte, war ein familiäres Miteinander. Das gelang uns allen sehr gut und es war äußerst förderlich für die Moral. Denn nichts gefährdet ein Projekt mehr als schlechtes Set-Klima, professionelle Distanz und die damit verbundene Respektlosigkeit. Die Wertschätzung des anderen, egal in welcher Position, ist bei einer solchen No-Budget-Produktion das A und O, wenn ich so behaupten mag.

Denn arbeitet man tagelang konzentriert, im stetigen Austausch und bei 100%, braucht es ein Umfeld, was dieses Arbeiten unterstützt. Die Hingabe zum Projekt ist die wichtigste Motivation, daher muss dieses Gefühl der Schaffenskraft gefördert werden, sonst versiegt es schnell.

Das beste Beispiel für das positive Set-Klima war das frühmorgendlich gemeinsame Frühstück in der Wohnstube des alten Hofes. Ein uriges und bäuerliches Gefühl überkam uns jeden Morgen, wenn die Sonne aufging und dabei langsam das Haus erwachen ließ. Wir wurden täglich allein durch die Location auf den Film eingestimmt.



Tina Henkel begann nach dem Frühstück mit der Arbeit an den Schauspielern*innen, wir bauten alles für die erste Einstellung auf und zwei Stunden später fiel die erste Klappe:

„Ton läuft? Ton läuft. Klappe. Szene sechs, Shot D, Take eins. Kamera läuft? Kamera läuft. Klap. [Klap]. Achtung, Ruhe bitte am Set, wir drehen! [Pause] Uuuuuund bitte.“



Es waren tolle, anstrengende und bereichernde 13 Drehtage. Das Ende bestand aus der aufwändigsten Szene: "[...] ein Mann läuft mit seinem Hund, an einigen Leichen vorbei [...]". Was hatte sich der Autor dabei gedacht? Fragte ich mich selbst. Als ich die Szene schrieb, rechnete ich nicht damit, dass wir bei 28°C, in praller Sonne, auf freiem Feld drehen würden. Deshalb denkt man über solche Sachen nicht beim Schreiben nach. Sonst würde man sie nicht schreiben.

Doch es lief super. Tina Henkel arbeitet auf Hochtouren unter einem Baum und schminkte die 16 Statisten, während wir den Dolly aufbauten und die Szene einige Male probten, bevor die menschlichen Statisten-Körper alle kurz vor dem austrocknen auf dem Feld lagen.


Panagiotis Smponias, Tina Henkel | Foto: Franz Gaitzsch
Till Gringmuth | Foto: Franz Gaitzsch
Foto: Franz Gaitzsch

ENDE DER DREHARBEITEN


Es war kaum zu glauben, als es vorbei war. Es war geschafft, wir waren geschafft, ich war geschafft. Der Druck hatte für kurze Zeit ein Ende und fand neuen Anlauf in der Frage: ist das Material nun auch gut?


Es ist das, was es geworden ist. Ob es den Zuschauern gefällt, entscheiden diese selbst - wir können nur unser Bestes tun.


Die Musikvideo-Version wurde im November 2019 fertiggestellt und kurz vor meiner Abreise in die USA in kleinem Rahmen präsentiert. 9 Monate sind natürlich keine übliche Produktionsdauer für ein Musikvideo mit diesem Budgetrahmen. Doch uns waren die Produktionslänge und der Aufwand des Projektes von Anfang an bewusst und wert.

Die Musikvideo-Version „Sterne“ ist sowohl bei dem „Bundesfestival junger Film 2020“ in der Kategorie „Junger Clip“ (Preisverleihung noch ausstehend), als auch bei dem „UFA-Filmfestival 2020“ nominiert worden. Wir werden sehen, wie die Juroren entscheiden.


Frame "Sterne"

Die Postproduktion für die Kurzfilm-Version „Ein Einblick in ein Trauma“ befindet sich zum jetzigen Zeitpunkt kurz vor der Fertigstellung. Dazu in einem anderen Blog-Eintrag mehr.


Ich möchte noch einmal allen herzlich danken, die Teil dieses Projektes waren. Von Setrunner, Statist, Koch bis hin zu Sponsor - ihr seid alle der Grund dafür, dass dieses Projekt umgesetzt werden konnte. Vor allem möchte ich noch einmal der Band Only Y und damit auch meinen Freunden Jonas Bartel, Julius Zimmermann, Till Gringmuth und Leopold Modrakowski danken, dass sie sich zu diesem Projekt bereiterklärten.


Ganz im Gegensatz zu dem, was die Überschrift suggeriert, war und ist dieses Projekt weniger ein Trauma, sondern viel mehr ein Traum und eine Bereicherung für mein Leben.


Have a nice day!

Robert Zerbst


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